Neuerrichtung Eingangsgebäude ja Jakomini

mit peter feichtinger | graz österreich

 

entwurf

  • die justizanstalt graz jakomini erhält durch das neue eingangsgebäude die möglichkeit sich als justizanstalt mit modernem und zeitgemäßem strafvollzug zu präsentieren. der neue baukörper reiht sich in die bauten neuer justizgebäude österreichs ein, die den menschen, im besonderen die insassen und die dort beschäftigten in den mittelpunkt der bauaufgabe stellen. es geht uns vor allem darum eine andere atmosphäre zu schaffen, weg von den erdrückenden, dunklen wegsperreinrichtungen hin zu einer möglichst offenen serviceeinrichtung, welche der gesamten gesellschaft dienen soll. das schlagwort der fünften fassade soll hier nicht nur metapher sein; sondern gebaute realität werden. die dachfläche ist bei diesem recht flachen baukörper gut einsehbar und daher von besonderer bedeutung. die öffnungen der fassaden ziehen sich in form und material auch über die dachfläche und bilden so eine einheitliche außenhülle.

 

städtebau und außenraum

  • der großzügige vorplatz führt zu einem hellen und freundlichen verwaltungsbau. die klare asymmetrie distanziert sich von jeglicher historischen monumentalität. der auskragende bauteil markiert den zugang, und bietet den notwendigen witterungsschutz. der neubau steht in seiner fast heiteren gestaltung als solitär deutlich abgerückt vom bestand und nimmt dabei die städtebaulichen linien in der Umgebung auf. gleiches gilt für die später (2. bauphase) zu errichtenden betriebsgebäude, die im dialog mit dem neuen verwaltungsbau stehen. sie nehmen aber auch auf die bestehenden baukörper im osten bezug. das freigängerhaus verstehen wir als wohnbau. daher ist es teil der bestehenden blockrandbebauung am jakominigürtel und liegt direkt am vorplatz zur justizanstalt. ostseitig liegt ein parkplatz mit reichem baumbestand. mit seiner gebundenen, aber offenen oberfläche (stabilizer) ist diese fläche gleichzeitig auch als multifunktionaler stadtraum nutzbar. für die 2. bauphase – die betriebsstätten – ist angedacht, diese exakt an der bebauungsgrenze zu situieren um so die außensicherung am jakominigürtel zu ersetzen. zusätzliche sicherungsmaßnahmen werden, mittels elektronischer überwachungseinrichtungen geschaffen.

 

innere gestaltung und sicherheit

  • der größte flächenbedarf liegt im erdgeschoß, direkt nach dem torbereich situiert. die logische folge ist die expressive baukörperform. der zugangsbereich ist vorwiegend transparent gehalten. alle übrigen flächen sind zum schutz der Intimität aller nutzer nach innen orientiert. alle bereiche sind klar strukturiert und übersichtlich organisiert, ein hof schafft abstand zwischen dem besucherbereich und der aufnahmestraße. bei den zugängen wird klar zwischen besuchern, beamten, vertretern und insassentransporten getrennt. der dienstraum im besucherbereich und der torposten können direkt sichtkontakt haben. die wege der insassen sind von den besuchern strikt getrennt. mit der aufnahme und dem besucherbereich verbunden, liegen der psychologischer und sozialer dienst im ersten obergeschoß. am übergang zum exekutivbereich befindet sich der große bereitschaftsraum. im untergeschoß sind die garderoben angesiedelt und unter der aufnahme ist das effektenmagazin mit direkter verbindungsstiege. im obersten geschoß sind die wirtschaftstelle und die verwaltung mit den besprechungsräumen und dem saal, jeweils mehrfach nutz- und kombinierbar, kompakt zusammengelegt, um die interne kommunikation zu optimieren. der exekutivbereich im bestand überwacht die schnittstelle zum zellentrakt. um die sicherheit und funktion innerhalb dieses bereichs zu gewährleisten, wird die bestehende hofeinfahrt an die westseite verlegt. dadurch können flächen im untergeschoß neu geschaffen werden. sonst bleibt die innere baustruktur weitgehend erhalten. die erneuerung dieses bereichs wird in der fassade ablesbar.

 

raumprogramm und Wirtschaftlichkeit

  • das raum- und funktionsprogramm wird (bis auf die garderoben, welche vermutlich nur durch den gestand diese größe haben) exakt eingehalten. die verkehrsflächen werden ohne funktionale kompromisse einzugehen auf ein minimum reduziert. die wirtschaftliche errichtung des gebäudes wird durch einfache bauweise in ortbeton sichergestellt. das auskragende 2. obergeschoß wird durch die zwischenwände, welche als schoten wirken, ohne besonderen zusätzlichen aufwand ermöglicht. die fassadenoberfläche selbst besteht aus simplem vollwärmeschutz, welche sich von der flächenbündigen verglasung optisch abhebt. die büroräume in der verwaltung haben eine lochfassade und vermeiden so die überhitzung im iInnenraum. ebenso unterstützt die ausrichtung des baukörpers, dass keine besonderen kühllasten notwendig sind und eine natürliche belüftung ausreichen sollte. das auskragende geschoß erlaubt es, im osten die fassade stärker zu öffnen.

 

mehr informationen unter Arch+Ing

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